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Wolmirstedt
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Gedenken an Gestrandeten Zug Farsleben

    80 Jahre Gestrandeter Zug Farsleben: Nachfahren von Häftling legen mit Bürgermeisterin und Museumsleiterin Gesteck nieder

    Marlies Cassuhn vor dem Mahnmal
    Bürgermeisterin Marlies Cassuhn vor dem Mahnmal

    Vor 80 Jahren, am 13. April 1945, evakuierten US-amerikanische Soldaten rund 2.500 Gefangene, die in einem Zug aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen in das KZ Theresienstadt gebracht werden sollten. Der Zug war bereits einen Tag zuvor bei Farsleben gestrandet und konnte aufgrund von Fliegerangriffen nicht weiterfahren. Die Amerikaner befreiten die ausgemergelten Menschen, brachten sie zur ersten Versorgung in Farsleben und Hillersleben unter. Unter den Überlebenden befanden sich mehr als 500 Kinder und junge Menschen. Daher gibt es auch heute noch einige Zeitzeugen. 

    Der geschichtsträchtige Tag, der auch viele Farsleber und deren Familien prägte, jährte sich nun zum 80. Mal. Aus Anlass dieses Jubiläums war es Wolmirstedts Bürgermeisterin Marlies Cassuhn ein Herzensanliegen, der Geschehnisse vor 80 Jahren zu gedenken. Gemeinsam mit Wolmirstedts Museumsleiterin Mary-Anette Pilz, die sich seit Jahren um die Aufarbeitung und das Gedenken an den Gestrandeten Zug verdient macht, legte sie ein Gesteck nieder. Auch dabei waren Dan und Michael Elbaum. Die beiden Brüder waren aus den Vereinigten Staaten von Amerika an die Stelle gereist, an der auch ihr eigener Vater vor 80 Jahren befreit worden war.

    Gemeinsam mit Dan und Michael Elbaum gedachten Marlies Cassuhn und Mary-Anette Pilz spürbar berührt all der Menschen, die sich einst in dem KZ-Zug befanden und auch derer, die ihr Leben in den Konzentrationslagern verloren.

    Marlies Cassuhn, Dan Elbaum, Michael Elbaum, Mary-Anette Pilz
    In Gedenken an den 80. Jahrestag des Gestrandeten Zuges legten Wolmirstedts Bürgermeisterin Marlies Cassuhn (von links), Dan Elbaum, Michael Elbaum und die Leiterin des Wolmirstedter Museums, Mary-Anette Pilz, vor dem Mahnmal in Farsleben ein Gesteck nieder. Fotonachweis: Stadt Wolmirstedt

    Zum Gestrandeten Zug ist folgendes auf der Homepage des Wolmirstedter Museums zu lesen:

    Die Geschichte des Gestrandeten Zuges begann im Konzentrationslager (KZ) Bergen-Belsen. Seit 1940 als Kriegsgefangenenlager genutzt, richtete die Schutzstaffel (SS) ab Juli 1943 hier zusätzlich ein sogenanntes „Austauschlager“ ein. Hierhin wurden bis Dezember 1944 mindestens 14.600 jüdische Häftlinge mit ausländischen Staatsbürgerschaften verbracht und waren zunächst von der Vernichtung ausgenommen. Sie sollten gegen internierte Deutsche im westlichen Ausland ausgetauscht oder gegen Devisen „verkauft“ werden.

    Die Mehrzahl der im Lager Inhaftierten kamen aus Ungarn, es waren aber auch viele Niederländer, Slowaken, Polen und fast 100 Griechen unter ihnen.

    Im April 1945 sollten etwa 6.700 Austauschhäftlinge des KZ Bergen-Belsen vor den heranrückenden Truppen der Alliierten evakuiert werden. Insgesamt verließen drei Züge das KZ Bergen-Belsen mit dem Ziel Theresienstadt. Am 7. April 1945 wurde auf dem Bahnhof in Celle einer dieser Räumungstransporte mit über 2.500 jüdischen Gefangenen zusammengestellt. Am 8. April 1945 setzte sich der Zug gegen 14.00 Uhr in Bewegung. Ohne ausreichende Verpflegung und medizinische Versorgung starben bereits viele Menschen in den völlig überfüllten Waggons.

    Am 12. April 1945 kam der Zug zwischen Zielitz und Farsleben in einem Wäldchen zum Stehen – die geplante Weiterfahrt nach Magdeburg war aufgrund von Fliegerangriffen nicht möglich. Die Bewaldung, in der der Zug stoppte, diente als eine letzte natürliche Deckung gegen den Beschuss. Gegen Mittag des 13. April 1945 erreichten zwei US-amerikanische Aufklärungspanzer der 743. Infanterie-Division der 9. US-Armee Farsleben. Die US-Amerikaner evakuierten die ausgemergelten Menschen und brachten sie in Farsleben und in Hillersleben zur ersten Versorgung unter.

    Unter den Überlebenden befanden sich mehr als 500 Kinder und junge Menschen. Daher gibt es noch viele überlebende Zeitzeugen.

    Eine Ausstellung im Museum Wolmirstedt auf der Schlossdomäne spürt den Geschehnissen von damals nach. Die Ausstellung ist zweisprachig (Deutsch/Englisch).

    Im Mai 2023 wurde durch eine Mitarbeiterin des Museums Wolmirstedt zufällig ein Film entdeckt, der zwischen dem 13. und 17. April 1945 in Farsleben die Momente der Befreiung des KZ-Zuges durch die US-amerikanischen Soldaten dokumentierte. Dieser bisher unbekannte Film konnte nun 78 Jahre nach dem Ereignis zweifelsfrei dem gestrandeten Zug von Farsleben zugeordnet werden. Das Filmdokument, das sich im Nationalarchiv in den USA befindet, wurde durch unseren Hinweis, vom ehemaligen Highschool-Lehrer Matthew Rozell, dort ausfindig gemacht. Seit dieser Entdeckung berichteten spanische, amerikanische, israelische und britische Zeitungen über diesen sensationellen Fund. 

    Inzwischen meldeten sich bei Matthew Rozell sowie im Museum Wolmirstedt einige Überlebende oder ihre Angehörigen, die sich im Film wiedererkannt haben. Der Film kann bei Youtube oder unter: https://teachinghistorymatters.com/tag/matthew-rozell/  angesehen werden. Matthew Rozell und der Filmemacher Maik Edwards haben den Film sowie einzelne Bilder daraus colorieren lassen.